Aufforstung Alzenauer Wald: nicht ganz einfach!

Wie schwierig Aufforstung in der heutigen Zeit ist, davon konnten wir Grüne uns live vor Ort überzeugen:

Wir sind dem Aufruf der Alzenauer Förster gefolgt und haben eine Patenschaft für gut 1 Hektar Aufforstungsfläche übernommer. Bei einem verherenden Unwetter am 18. August 2019 wurden riesige Waldflächen durch den Sturm vernichtet.

Es wurde auch schnell mit der Aufforstung begonnen, aber es zeigten sich große Probleme:
Zum einen behindert die Trockenheit das Anwachsen der jungen Baum-Setzlinge (rund 80% sind bereits „ausgefallen“, d.h. sind vertrocknet. Sie sollen im Herbst 2022 nachgepflanzt werden).
Das andere Problem ist die „spätblühende Traubenkirsche“: dies ist ein Neophyt (nichtheimische Pflanze), die aber sehr gut angepasst ist an Trockenheit und karge Sandböden. Einst war sie als Waldeinsäumung beliebt, nun verdrängt sie aber die heimischen Bäume und verhindert somit das Gedeihen der Setzlinge.

„Die Wurzel des Übels ist die sogenannte spätblühende Traubenkirsche, eine invasive Baumart aus Nordamerika. Diese Pflanze wächst in unseren Breiten nicht zu stattlicher Größe, sondern eher buschartig und in gewundener Form. Gleichzeitig ist sie äußerst schnellwachsend und robust, weshalb sie heimische Pflanzenarten verdrängt. Wo sie ungehindert wachsen kann, so etwa im vom Sturm zerstörten Alzenauer Unterwald, entstehen daher Buschlandschaften, die weder für die Forstwirtschaft, noch für heimische Flora und Fauna von Nutzen sind. Einigkeit besteht deshalb darüber, dass es eine Bekämpfung der spätblühenden Traubenkirsche bedarf, um einen normalen Waldwuchs zu ermöglichen.“
Quelle: Grüne Alzenau

Deshalb besteht nun die Aufgabe, diese spätblühende Traubenkirsche auszureißen, bzw. deren Triebe abzuschneiden. Ansonsten würde diese sich komplett ausbreiten und alles andere Verdrängen, so die Befürchtung der Förster. Dieser Baum bindet zwar auch C02, filtert Luft, bietet Vögeln Nahrung und Unterschlupf und produziert Sauerstoff. Jedoch wird er nie so viel Biomasse bilden wie die Bäume, die Förster präferieren. Auch das Holz wäre später nicht (oder nur schlecht) nutzbar. Denn wir müssen uns im klaren sein: Holz wird für klimaneutrales Bauen ein wichtiger Baustoff sein (es werden auch schon Hochhäuser oder Gewerbegebäude aus Holz gebaut und somit Energie- und C02 intensiver Beton eingespart.

Unser Resumée: man kann der spätblühenden Trauenkrische Herr werden und sie dezimieren. Und erfreulich ist auch, dass zumindest in diesem Gebiet sich bereits einige Birken, Eichen und andere Baumarten „wild“ ausgebreitet haben und gut der Trockenheit trotzen (d.h. diese wurden nicht gesetzt, sodern hier ist Samen wild aufgegangen). Auch Totholz scheint hier eine wichtige Aufgabe zu haben, denn in Bereichen mit Totholz haben sind eher Bäume aufgegange. Ggf. liegt das an der höhere Feuchtigkeit und Schattigkeit in Bereichen rund um Totholz. Aber die gesetzten Ahornbäumchen haben wohl nur eine sehr geringe Überlebens-Chance.

Von daher ist diese Patenschaft für uns sehr erkennisreich: die Probleme der Aufforstung können wir hautnah erkennen.

Umso eindeutiger unser Appell: erhaltet die Wälder und holzt diese nicht für Straßenbau (Thema B469) oder andere Vorhaben ab, denn eine Aufforstung birgt viele Probleme und Fragezeichen.

Erschwerend kommt hinzu, dass der Markt für Setzlinge, Samen und Bäume leergefegt ist.

Mithelfer*Innen gesucht: Du hast freude an sinnvoller, tatkräftiger Hifle für unsere Natur. Neben dieser Aktion haben wir noch weitere Projekte (CleanUp, …). Melde dich einfach. Wir freuen uns.
Denn: „wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, dann verändert sich das Gesicht der Welt.“ (Sprichwort)

Hintergrundinfos zur spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina):
– Auswirkungen auf Ökosysteme (Beispiele): Aufgrund der hohen Invasivität von Prunus serotina wird in vielen Teilen des Verbreitungsgebietes sowohl die Artenzusammensetzung als auch die Struktur der Ökosysteme negativ beeinflusst.
– Dauerhaftigkeit der Auswirkungen: Aufgrund der Fähigkeit zu Stockausschlag und Wurzelbrut ist die Art sehr dauerhaft.
– Ökologische Integration: Eine ökologische Integration in natürliche oder naturnahe Waldökosysteme ist aufgrund der starken Invasivität nicht möglich.
Quelle: https://www.waldwissen.net/

Berichte zum Thema:
– Main-Echo (21.07.20): Traubenkirsche in Alzenau mit Maschinenkraft bekämpfen
– Main-Echo (12.11.21) : Versuch: Wie sich die Traubenkirsche im Alzenauer Wald entwickelt
– Niklas Wagener (23.10.20): Unser Wald in Alzenau und Kahl

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