Faktencheck zu „Elektro-Autos: Der richtige Weg zur Bekämpfung der Treibhausgase“

Im Kleinostheimer Mitteilungsblatt vom 20.08.2021 schreibt Herr Josten (FDP-Gemeiderat), dass die FDP eine Festlegung auf (batteriebetriebene) E-Autos ablehnt. Die aufgeführten Argumente will ich hier mal hinterfragen.

1. „E-Autos fahren nur dann emissionsfrei, wenn der Strom aus grünen Quellen kommt.“ Das ist richtig.

Hierzu gibt es die einfache Lösung, einen Ökostrom-Tarif statt einen mit dem Strommix/Graustrom abzuschließen.
Es gibt sogar Anbieter, die eigene „Auto-Strom-Tarife“ anbieten. https://www.verivox.de/strom/ratgeber/autostrom-tarife-1000937/
Eine weitere Möglichkeit ist die Kombination mit einer Solaranlage. Gerade bei uns auf dem Land ist der Anteil an Hausbesitzer groß und von daher wäre PV auf dem Privathaus einfach realisierbar.
https://efahrer.chip.de/solaranlagen/maximale-wirtschaftlichkeit-mit-photovoltaik-und-e-auto-so-gehts_105260
Die Grünen fordern seit Jahren einen schnelleren Ausbau der erneuerbaren Energien. Hier unsere aktuellen Pläne zum Thema Energie https://www.gruene.de/themen/energie


2. „E-Autos können in der Stadt/Mietshaus nicht über Nacht geladen werden.“ Auch das stimmt oft erst einmal.

Es gibt seit diesem Jahr ein neues Gesetz dazu: https://www.deurag.de/blog/elektroauto-zu-hause-laden/
Da ist mit Sicherheit noch Luft nach oben aber an den Grünen soll es nicht Scheitern 😉
Auch Ladeparks werden im urbanen Bereich ausgebaut.
Aktuelles Beispiel in Jena: https://www.electrive.net/2021/07/22/stadtwerke-und-teag-eroeffnen-hpc-standort-in-jena/


3. „Bei der Fahrt in den Urlaub muss alle 250-350 km für mehrere Stunden nachgeladen werden.“

Es gibt E-Autos zu kaufen, bei denen diese Aussage zutreffen würde. Meist Kleinwagen ohne Schnelllademöglichkeit (CCS). Diese sind nicht für die Langstrecke gedacht.
Der ID.3 von VW, das in den letzten Monaten meist verkaufte E-Auto in Deutschland, kommt da auf ganz andere Werte. Wie der Ladenetzbetreiber Fastned zeigt:
https://support.fastned.nl/hc/de/articles/360013336618-Laden-mit-einem-Volkswagen-ID-3

Die 800V-Fahrzeug-Plattformen, die jetzt nach und nach kommen, zeigen, wohin die Reise geht.
Hier mal ein Bericht zum neuen Kia EV6: https://www.golem.de/news/probefahrt-mit-kia-ev6-der-super-stromer-aus-korea-2108-159103-2.html
Da kann man in 10 Minuten knapp 40 kW, also ca. 200 km Reichweite nachladen.


4. „Nur ca. 50 % des Stroms sind erneuerbar, wo soll den der Strom für die E-Autos herkommen?“

A:
Über einen beschleunigten Ausbau der Erneuerbaren Energien:
Wie oben schon verlinkt fordern die Grünen genau das. Hier wird das in einer Studie für BW aufgezeigt wie man es machen kann https://www.unw-ulm.de/wp-content/uploads/2020/06/Studie.Wirksame-Klimapolitik-durch-EE-Ausbau-in-BW.pdf

Man muss ich auch klar machen was die Alternativen sind:
Verbrenner mit Diesel, Benzin einfach weiternutzen – geht nicht, da schon jetzt Milliarden-Schäden hierdurch entstehen, durch das ausgestoßene CO2. Tendenz steigend.

Wasserstoff in Brennstoffzellen-Autos einsetzen – dann brauchen wir 3 mal mehr Strom für die Herstellung, wie wenn wir die Autos direkt mit Strom aus der Batterie betreiben

Verbrenner mit synthetischen Kraftstoffen/E-Fuels betreiben: dann brauchen wir 5 Mal mehr Strom für die Herstellung, wie wenn wir die Autos direkt mit Strom aus der Batterie betreiben.

Das sieht auch der VW-Chef Herbert Diess so:
https://www.elektroauto-news.net/2020/wie-vw-boss-herbert-diess-die-wette-auf-e-mobilitaet-verteidigt

Weitere Infos hierzu finden sich hier https://www.oeko.de/forschung-beratung/themen/mobilitaet-und-verkehr/strombasierte-kraftstoffe-die-zukunft-von-ptx

Wer mal schauen will, wo welche Umwandlungsverluste auftreten (nicht nur im Verkehrsbereich), der kann sich gerne mal diese Grafik anschauen:
https://www.heise.de/select/tr/2018/2/1517784369584928/contentimages/image-1516271151927474.jpg


Grundsätzliche Anmerkung:

Wir haben keine Zeit mehr auf irgendeine Innovation zu warten, auf die sich die FDP (und auch die Union) so gerne berufen.

Alle Techniken, die es braucht um auf 100% erneuerbare Energien umzusteigen sind vorhanden. Was ganz klar fehlt ist der politische Wille, dies auch umzusetzen!

Das heißt nicht, dass nicht weiter geforscht werden soll in diesen Bereichen. Es ist sogar sehr wichtig dort zu forschen. Alles was es uns erleichtert, die Klimaziele zu erreichen, ist wichtig. Jedoch dürfen wir hierdurch nicht das Wesentliche aus dem Blick verlieren: Wir müssen hier und jetzt anpacken und ein klares Ziel mit Maßnahmen hinterlegen. Und endlich in die Puschen kommen!
Die Grünen sind an dem Thema dran, sowohl auf Orts- als auch auf Land- und Bundesebene.

Benjamin Brand, Sprecher AK Kommunale Energiewende
benjamin.brand@gruene-kleinostheim.de


Hintergrund:

Deutliche Worte findet auch VW-Chef Diess„Die Klimaziele sind nur mit den rein elektrischen Autos zu erreichen“

Erfreulich: Laut Studien (z. B. „Bloomberg New Energy Finance“) dürften elektrisch betriebene Pkw und Transporter in Europa spätestens ab 2027 in allen Fahrzeugklassen billiger als Verbrenner sein.

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