Ministerpräsident Söder und die (Wind-)Energie

Eigentlich wollte uns unser Ministerpräsident „im März“ mit seiner Vorstellung beglücken, wie er sich den Beitrag von Bayern zum Windkraftausbau in Deutschland vorstellt. Ende April war es dann soweit. Das Ergebnis ist enttäuschend: ein paar Detailverbesserungen und sonst viel nichts.
Auch jetzt: Statt den Angriff Russlands auf die Ukraine zum Anlass zu nehmen, endlich die Reißleine zu ziehen und Bayern, als größten Importeur von russischen Energie-Rohstoffen innerhalb Deutschlands, auf einen neuen Kurs in Richtung 100% erneuerbare Energie zu bringen, kommt hektisches und diffuses Gewusel, ein Klammern an jeden sich bietenden Strohhalm. Hier eine Auswahl aus den letzten Wochen:
Die teuerste und gefährlichste „Lösung“
Wie zu erwarten, kam natürlich der Punkt Laufzeitverlängerungen der AKWs, obwohl es eine klare Mehrheit dagegen gibt und der Weiterbetrieb gar nicht so einfach machbar ist: Es müssten erst einmal neue Brennelemente hergestellt werden. Ferner müssten die Kraftwerke ertüchtigt werden. Übrigens: ein Teil unseres Urans beziehen wir auch aus Russland.
Die problematische „Lösung“
Dann möchte Herr Söder „ergebnisoffen“ Fracking prüfen, also die Gewinnung von Erdgas durch das Aufbrechen von gashaltigen Gesteinsschichten durch Druck. Bis es soweit sein könnte, vergehen 3 bis 5 Jahre. Das hilft uns somit im nächsten Winter nicht. Und über Umweltprobleme haben wir auch noch nicht gesprochen.
Die langfristige, energieintensive „Lösung“
Dann soll die Wasserstoffwirtschaft aufgebaut werden und Wasserstoff auch aus dem Ausland eingekauft werden. Auch das ist keine kurzfristig erreichbare Lösung, da der Aufbau lange Zeit benötigt. Man sollte die Wasserstoff-Wirtschaft verfolgen, und die Herstellung von Wasserstoff verbraucht viel Energie. Man hat dann zwar einen gut speicherbaren Energieträger, aber auch einen hohen Verlust an Energie. Hierfür hätte man die Erneuerbaren in den letzten 10 Jahren schneller ausbauen müssen, statt ihnen Steine in den Weg zu legen.
Deutsches Erdgas aus der Nordsee
Ja, die Fördermengen kann man ohne großen Aufwand um ca. 20% steigern. Leider ist das so wenig, dass es kaum auffällt. Möchte man neue Felder erschließen, dauert es wieder Jahre.
Alle Vorschläge von Ministerpräsident Söder sollen nur davon ablenken, dass die Bayerische Staatsregierung seit Jahrzehnten – unter Führung oder Alleinherrschaft der CSU – eine auf langfristige Sicht desaströse Energiepolitik betreibt, auch jetzt noch.
Wie oft habe ich gehört „Bayern ist Sonnenland“. Warum nutzt man die Sonne dann nicht? Weniger als 4% der Gebäude im Besitz des Freistaats sind mit einer Photovoltaik-Anlage ausgerüstet! (Mehr Infos unter https://gruenlink.de/2iq2). Von fehlender Unterstützung für Solarthermie ganz zu schweigen.
Die naheliegende Lösung wäre der Ausbau der Windenergie. Hier würde zudem Geld in die bayerischen Kommunen geleitet werden, anstatt aus Bayern abzufließen.
Die bayerische Industrie hat das Problem bereits vor dem aktuellen Angriffskrieg erkannt und eine Abschaffung von 10H gefordert. (siehe https://gruenlink.de/2iq3)
Erneuerbare Energie zieht Zukunftsbranchen und Innovationen an
Die Tesla-Fabrik bei Berlin, die neue Intel-Fabrik bei Magdeburg oder die geplante Northvolt-Fabrik in Schleswig-Holstein siedelten auch deshalb dort an, weil an diesen Standorten ausreichend erneuerbarer Strom vorhanden ist. Auch nachts, wenn die Sonne nicht scheint. Erneuerbare Energien in ausreichender Menge sind wichtig für einen starken Wirtschaftsstandort Bayern!
Effektivere Schwachwind-Anlagen
Die Bedingungen für Windkraft sind in den letzten 10 bis 15 Jahren technisch immer besser geworden. Stadtorte, die früher als zu windschwach ausgeschlossen wurden, sind mit heutigen Schwachwind-Anlagen rentabel zu nutzen. Hinzu kommen immer höhere Turmhöhen, da oben der Wind viel gleichmäßiger und stärker weht. Das beißt sich natürlich komplett mit der 10H-Regel.
CSU vor Ort und in Bayern
In der vorletzten Ausgabe des Blättchens war ein Beitrag der Senioren-Union, der im letzten Absatz die „Klimapolitik aus christlicher Orientierung“ behandelt. Alles, was dort steht ist richtig. Auch Herr Reinhold hat einen interessanten Beitrag im letzten Blättchen veröffentlicht.
Jetzt muss die CSU das auch umsetzen. Leider sieht es nach den Ankündigungen von Herrn Söder nicht danach aus. Feigenblatt statt anpacken.

Hoffen wir, dass es hier vor Ort besser läuft.


Benjamin Brand, Sprecher AK Kommunale Energiewende
benjamin.brand@gruene-kleinostheim.de


Lesetipps:
– Windradwunder im Hundsrück: Wie Windräder den Hunsrück verändern (SZ online)
– Windkraft-Ausbau: Markus Söder und seine leeren Versprechungen (SZ Bayern)

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Ein Kommentar

  1. SÖDERS STRAHLENDE IDEE ☢️

    Was gestern noch außer Frage stand,
    ist heute bloß noch Makulatur.
    Er ändert Meinungen elegant,
    bei der Kernkraft Sinneswandel pur.

    Der Atomausstieg ist ihm ein Graus,
    Windräder passen nicht ins Kalkül.
    Er fordert die Regierung heraus,
    AKW in Bayernhand das Ziel.

    Endlager möglichst in der Ferne,
    so hätte es der Bayer gerne.
    Energietransfer von Nord nach Süd,
    damit Bavarias Wirtschaft blüht.

    Es sind Herrn Söders kluge Ideen,
    die Bayern stets lassen vorangeh’n.
    Hier, im Vorhof zum Paradiese,
    kennt man Wege aus jeder Krise.

    AKW adé ☢️ AUSGESTRAHLT

    Jahrzehnte nur Nutzbarkeit,
    Jahrtausende Strahlungszeit.
    Unwägbarkeiten beim Betrieb,
    für Endlager die Aussicht trüb.
    Teuer, riskant und nicht geheuer,
    beenden wir dieses Abenteuer.

    Gegen den GAU ist kein Land gefeit,
    der Atomausstieg verhindert Leid.
    Deutschland hat die Weichen gestellt,
    beispielgebend für die ganze Welt.

    Kernenergie war mal der Renner,
    auserkoren als Dauerbrenner.
    Atomstrom wurde huldvoll kreiert,
    die Gefahren hat man ignoriert.

    Das Energieproblem schien gelöst,
    bis Tschernobyl den Traum zerstößt.
    Fukushima brachte die Wende,
    deutschen Reaktoren das Ende.

    Wohin das strahlende Material?
    Die Suche entwickelt sich zur Qual.
    Atommüll ist nicht Stoff der Träume,
    da öffnet man ungern die Räume.

    Tonnen von radioaktivem Kies,
    Aus für jedes Urlaubsparadies.
    Lager gesucht für die Ewigkeit,
    Grab für Relikte der Atomzeit.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen