Die vergangenen fünf Jahre im Gemeinderat waren – und sind – geprägt von Beratungen zu Themen, die oft überraschend und scheinbar kurzfristig auf die Tagesordnung kommen. Dadurch bleibt häufig zu wenig Zeit, um fundierte und durchdachte Entscheidungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung Kleinostheims zu treffen.
Eine umfassende Beratung ist unter diesen Bedingungen kaum möglich. Dabei wissen wir alle: Eine Nacht darüber zu schlafen, führt oft zu neuen Erkenntnissen oder Perspektiven, die in der ersten Diskussion noch nicht sichtbar waren. Ist ein Beschluss jedoch einmal gefasst, ist eine spätere Korrektur aufgrund neuer Einsichten – nach dem Motto „Hätte ich das vorher gewusst“ – nur schwer oder gar nicht mehr möglich.
Dabei wäre es wünschenswert, dass Entscheidungen nicht nur vom Gemeinderat, sondern auch von der Bürgerschaft mitgetragen und verstanden werden können. Das setzt transparente, gut vorbereitete und ausreichend beratene Prozesse voraus.
Wir haben wiederholt auf Verbesserungen in diesem Ablauf hingewiesen und entsprechende Veränderungen eingefordert – leider bislang ohne nennenswerte Wirkung.
Einige Beispiele:
- Die Umgestaltung des Schulhofs der ehemaligen Brentano-Schule wird nach kurzer Beratung vom Planungsbüro weitergeführt.
- Der Verkehrsentwicklungsplan stagniert seit Jahren, ohne dass konkrete Schritte zur Umsetzung erkennbar sind.
- Die Gestaltung des Mainufers und die alternative Wegführung für Radfahrer hätten deutlich früher angegangen werden können.
- Auch wenn die Leitung der Gemeindewerke bald wieder besetzt wird, hätten bereits jetzt konkrete Sanierungsmaßnahmen für das VITAMAR eingeleitet werden können. Es bleibt abzuwarten, wie schnell diese nun umgesetzt werden.
- Eine Slipstelle für das Rettungsboot der Feuerwehr – dringend notwendig – hätte ebenfalls vorausschauend geplant werden können
Diese Beispiele zeigen: Es geht um mehr als Einzelmaßnahmen!
Es geht darum, unsere Gemeinde zukunftsfähig zu machen und als lebenswerten Ort für uns alle zu gestalten.
Ein wichtiger Teil davon ist unser aktives Vereinsleben, das Miteinander auf der Straße, in Schule und Kindergarten sowie im kirchlichen Gemeindeleben. Darauf können wir stolz sein!
Der andere Teil ist die Verantwortung der Gemeinde – gemäß Grundgesetz Art. 28 – die Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft eigenständig zu regeln.
Doch was hindert uns daran, diese Aufgaben entschlossen und vorausschauend anzugehen?
Was fehlt – und warum?
Fehlt uns vielleicht der gemeinsame Blick in die Zukunft, um heute gezielt und mutig zu handeln?

Friedolf Bickel, Gemeinderat und Fraktiosvorsitzender B90/Die Grünen
friedolf.bickel@gruene-kleinostheim.de

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