2. Winter-Wald-Exkursion 

Zum zweiten Mal führte der Kleinostheimer Förster Andreas Schmidt am vergangenen Samstag durch Wald und Flur. Eine Gruppe Neugieriger erfuhr auf der rund zweistündigen Exkursion (auch durchs Dickicht) an aktuellen Beispielen, wie mit hohem Aufwand der Wirtschaftswald verjüngt werden muss, wenn eine natürliche Verjüngung nicht möglich ist.

Mischwaldverjüngung im Kulturwald

Auf eingezäunten Flächen wurden in verschiedenen Verbänden Laubmischhölzer gepflanzt, um sie so vor Äser* des Rehwildes zu schützen. In jährlichem Turnus müssen diese Pflanzen nun freigeschnitten werden, um nicht von Brombeere und Pionierholzarten (z. B. Birke) überwuchtert zu werden.
Ein hoher Personalaufwand, aber wichtig für die Standortregulierung des nachwachsenden Forstes, erklärte Andreas Schmidt. Mit einem wirtschaftlichen „Erfolg“ ist jedoch erst in 80 bis 100 Jahren durch den Holzverkauf zu rechnen. Und ob sich das wirtschaftliche Ergebnis rechnet, sei dahingestellt. Unberücksichtigt bleiben die zurückgebliebenen Waldstörungen wie Rückegassen und verdichteter Boden. Umweltgifte belasten außerdem die Flächen und das Grundwasser.

Ein weiterer diskussionswürdiger Punkt wäre die Herausnahme von einigen Prozent Waldfläche aus der Bewirtschaftung, um den Artenreichtum Vorschub zu leisten. Laut Andreas Schmidt wäre dies ohne weiters möglich und würde das Betriebsergebnis nicht negativ beeinflussen.

Artenvielfalt fördern: den Wald sich selbst überlassen

Die Alternative zu all dem wäre ein sich selbst überlassener Wald („Urwald“). Ohne menschliches Zutun werde sich im Lauf der Zeit eine homogener, sich selbst regulierender Wald entwickeln. Bodendecker wie die Brombeere werden nach und nach von nachwachsenden Bäumen überschattet und daher verschwinden. Die Bäume wachsen aus, Abgestorbene sind als sogenanntes Totholz Grundlage für die lebensnotwendige Bodenfauna und -flora. Hier brauche der Mensch nicht einzugreifen, „das ist ein Selbstläufer“. Die sich entwickelnden Biotope stärken die Artenvielfalt und sind ein wichtiges Puzzleteil gegen das Insekten- und Vogelsterben.

Interessant: Auch Bäume können unter Sonnenbrand leiden! Bei plötzlicher Freistellung, beispielsweise durch Windwurf, verliert hier eine Buche auf der sonnenzugewandten Seite die Rinde und eine Eiche bildet Klebeäste zum Schutz aus.

Die lebhafte Diskussion und Fragen während der Exkursion und beim Abschluss im „Heißen Ackerhof“ bestätigen den Erfolg der Waldrundgänge.

Eine ganz wichtige Erkenntnis: Es hat den Teilnehmern richtig viel Spass gemacht. Viele spannenden Informationen, die so sympathisch dargeboten wurden, dass sich sofort jeder nach der nächsten Waldexkursion erkundigte.

Die nächste Frühjahrs-Wald-Exkursion am Samstag, 20. April, steht unter dem Motto „Rendezvous mit einer 800jährigen“. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.

*Maul des Haarwildes außer Schwarz- und Raubwild

Diskussion über die Wirtschaftlichkeit eines Forstes: Holzpreise, Kosten, Nutzen, …
Elektronik-Schrott im tiefsten Wald 🙁
A
Rückegasse: Bodenverdichtung durch schwere Forstfahrzeuge

Passend zum Thema der Waldexkursion hier noch eine Link zur ARD Mediathek „Wissen vor 8“ zum Thema Totholz/Artenvielfalt im Wald:

https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/wissen-vor-acht-natur/videos/wissen-vor-acht-natur-video-426.html

https://ichwill.gruene-bayern.de/tag-des-waldes/?fbclid=IwAR1QSsiGLKZUmqt2SqSC5EdUTEL3AxH4Z29yoNfI1fVwUE9nHr9g7TlhYQM

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