In Kleinostheim soll es keine Gedenkstätte für die Getöteten der als „Euthanasie“ bezeichneten Massenmorde der Nationalsozialisten geben.
Die Ausschussmitglieder von Grünen, SPD und CSU stimmten auf der Sitzung des Hauptverwaltungsausschusses am 8. Dezember für eine Gedenkstätte, fanden aber keine Mehrheit.
Wir bedauern diese Entscheidung sehr.
Pfarrarchivar Edwin Lang und Prof. Dr. Dr. Günter Wegner (+2016) hatten nach jahrelangen Recherchen fünf Menschen aus Kleinostheim identifiziert, die zwischen 1940 und 1944 in verschiedenen Nervenheilanstalten ermordet worden sind.
Das Kleinostheimer Kriegerdenkmal kann und darf diese Opfer nicht miteinschließen. Denn die NS-„Euthanasie“-Mordopfer sind keine Opfer des Krieges, sondern der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft und deren Ideologie vom „unwerten Leben“.
Gerade in einer Zeit, in der Nationalismus und Rassismus leider wieder gesellschaftsfähig werden, auf der anderen Seite Inklusion in allen Lebensbereichen an Bedeutung gewinnt, wäre eine Gedenkstätte eine Gelegenheit, ein Signal zu setzen.
Persönliche Schicksale von Kleinostheimer Bürger*innen geben dem erlittenen Unrecht ein Gesicht und können mehr bewirken als Statistiken und nackte Zahlen.
Oder wie Edwin Lang sagt: „Wir sind nicht schuld an den Opfern, aber wir machen uns schuldig, wenn wir sie vergessen.“

Carla Diehl, Gemeinderätin
carla.diehl@gruene-kleinostheim.de
Links aus Kleinostheim:
Nekrologium Kleinostheim Stand 2016
Links allgemein:
Online-Gedenkbuch: Gedenken an die Opfer der NS-„Euthanasie“
‚Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist‘
- Wikipedia: „Aktion T4“
- Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus
- Planet Wissen: Euthanasie im Dritten Reich (Filmbeitrag mit Dokumentation)
- Planet Wissen: Euthanasie im Dritten Reich (Text)
- Bundeszentrale für politische Bildung: Vor 80 Jahren: Beginn der NS-„Euthanasie“-Programme
- Gedenkstätte Hadamar
- Freiburger Hauptfriedhof und die Verantwortung des Gemeinderat:Kommt endlich Bewegung in ein würdiges Gedenken an die Toten der Euthanasiemorde? (Radio Dreyeckland)
- Für Opfer der „Euthanasie“ 14 neue Namen im Gedenkraum (Stadtanzeiger Ortenau)
- Wie Hagener Schüler an das Unrecht des Naziregimes erinnern (t-online)