Tempo 30 – Verkehrsraum wird zu Lebensraum (Teil 4)

Verkehrsverhalten

Eine kooperative Verkehrskultur (Autofahrer*innen, Radfahrer*innen, querende Fußgänger*innen) ist bei Tempo 30 deutlich besser möglich als bei höheren Geschwindigkeiten. Respekt und gegenseitige Rücksichtnahme der verschiedenen und ganz unterschiedlich schnellen Verkehrsteilnehmer*innen wird gefördert. Die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Rad- und Kfz-Verkehr ist bei Tempo 30 deutlich geringer. Das beeinflusst das subjektive Sicherheitsempfinden der Radfahrenden positiv und nimmt vielen Menschen die Angst, das Fahrrad im Alltag zu benutzen.
Zentrale Voraussetzung für Sicherheit und für die Akzeptanz von Mischverkehr (Auto/Fahrrad) ist Tempo 30. Die ERA 2010 (Empfehlungen für Radverkehrsanlagen; FGSV) gibt in Abhängigkeit von der Verkehrsstärke Empfehlungen heraus, in denen auf Straßen mit Tempo 30 selbst bei höheren Verkehrsstärken Mischverkehr möglich ist. Verkehrsraum wird Lebensraum In der Stadt- und Verkehrsplanung sind die Menschen in den vergangenen Jahren wieder stärker in den Fokus gerückt. Innerörtliche Hauptverkehrsstraßen auf ihre reine Verkehrsfunktion für den fließenden und ruhenden Kfz-Verkehr zu reduzieren, hat sich als Fehler erwiesen. Orts- und Stadtstraßen sind nicht nur Verkehrsstraßen, sondern darüber hinaus auch wichtige Kommunikations- und Aufenthaltsräume für Menschen.
In der Verkehrsplanung vollzieht sich derzeit ein Paradigmenwechsel. Die einschlägigen Regelwerke betonen inzwischen deutlich die Notwendigkeit, zwischen den Ansprüchen eines leistungsfähigen Kfz-Verkehrs und weichen Faktoren wie der Umfeldqualität auszugleichen. Gelungene Entwürfe bringen die Verkehrsfunktion in ein ausgewogenes Verhältnis zur Lebensqualität der Anwohner*innen und zur Aufenthaltsqualität der Passanten. Verkehrsmittelwahl Fußgänger*innen und Radfahrer*innen reagieren sensibel auf die Qualität ihres Umfelds. Niedrige Geschwindigkeiten wirken sich positiv auf die Aufenthaltsqualität im Straßenraum aus. Je mehr Menschen Rad fahren und zu Fuß gehen, desto weiter steigt die Lebensqualität im Ort. ​Die subjektive Sicherheit des Radverkehrs hat in den letzten Jahren eher abgenommen, wie auch die Ergebnisse der ADFC-Fahrradklima-Tests belegen. Viele RadfahrerInnen, aber auch Fußgänger, fühlen sich durch hohe Kfz-Geschwindigkeiten bedroht. Viele RadfahrerInnen weichen auf andere Bereiche (z.B. Gehsteige) aus oder nutzen gleich andere Verkehrsmittel. Viele Eltern fahren ihre Kinder mit dem Auto in die Schule, da ihnen Radfahren oder Zu-Fuß-Gehen zu gefährlich erscheint („Elterntaxi“): Dabei werden sie mit ihren Autos selbst zu möglichen Gefahrenquellen im Umfeld der Schule.

Tino Fleckenstein

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